Ich hätte so gerne ein Alpaka. Die sind einfach nur knuffig und zum Liebhaben. Vielleicht könnte ich ja meinen Eltern ein Mini-Kamel schenken, das dann bei ihnen im Garten lebt? Aber Stopp: Alpakas sind Herdentiere und daher nur im Verband wirklich glücklich. Ok, Mama, Papa, dann werden es wohl 10 ;-). Doch im Ernst: Seit letzter Woche stehen die kleinen Andenbewohner auf meiner Lieblingstierliste wirklich sehr weit oben – und auf Sandras auch :-).
Stellt euch vor, es ist Corona-Zeit. Alles ist abgesagt. Hochzeiten, Geburtstage, Comedy-Shows – nichts findet statt. Und dann ist das erste, richtige Erlebnis, an dem ihr wieder teilnehmen dürft, eine Alpaka-Tour. Haben wir uns gefreut. Die Wanderung hatten wir nämlich bereits lange vor Corona gebucht und waren schon ziemlich traurig, dass sie wahrscheinlich nicht stattfinden kann. Doch dann, drei Tage vor unserem Termin kam endlich die erlösende Nachricht: Wir dürfen wandern. Die Hygieneregeln stehen fest, das Gesundheitsamt (oder welche Behörde dahinter steckt) hat zugestimmt. Juhu!
Regen – pünktlich zur Alpaka-Tour
Wie aufregend, endlich raus. Bei der erfreulichen Nachricht konnte uns auch die Wetterprognose nicht schocken. Es war nämlich Regen angesagt. War klar, wochenlang Sonnenschein und an diesem Sonntag ausgerechnet Regen. Aber egal, wir besitzen ja Regenjacken, feste Schuhe und – wie heißt es doch gleich – wir sind ja nicht aus Zucker. Und so brachen wir am Sonntagmittag auf in Richtung Castrop-Rauxel. Dort, am grünen Rand der Stadt, befindet sich Daniels kleine Farm, das Zuhause von 22 Alpaka-Hengsten und 2 Lamas. Und der Daniel, der bietet unter anderem Touren mit seinen Alpakas an. Solch eine tierische Wanderung wollten wir natürlich einmal ausprobieren.
Als wir auf der Farm ankamen, hieß es erst einmal Hände desinfizieren, Masken auf – und dann durften wir zu den Alpakas. Direkt beim ersten Anblick der Mini-Kamele waren wir schockverliebt. Aber mal ehrlich, wer kann solche tierischen Gesellen nicht mögen?

Alpaka-Liebe auf den ersten Blick

Knuffige Alpakas

Das Halfter ist bereits angelegt
Ab mit der Alpaka-Wolle
Die Alpakas sehen echt witzig aus, vor allem, weil sie erst kurz zuvor geschoren wurden. Ab mit der dicken Wolle. Wir hätten zwar gerne auch mal die puschelige Version gesehen, aber das kurze Fell macht die Alpakas definitiv nicht weniger knuffig. Und die Wolle muss einfach ab. Alpakas schwitzen nämlich kaum und würden im Sommer unter der dicken Schicht richtig leiden. Daher heißt es jedes Jahr Anfang Mai Runter damit.
Alles tanzt nach der Alpaka-Nase 😉
„Hallo, ihr zwei. Herzlich willkommen auf Daniels kleiner Farm. Habt ihr ein oder zwei Alpakas gebucht?“. Freundlich wurden wir von einem der Tourguides begrüßt.
– „Zwei.“ Natürlich. Immerhin wollten wir beide gerne ein eigenes führen.
„Ok. Dann habe ich ein Attentat auf euch vor.“ – Was? Wie? Moment. Bekommen wir jetzt die bösen, beißenden Alpakas? Kurze Unruhe flackerte bei Sandra und mir auf. Nein, es war nur ein kleiner Scherz. Wir bekamen Nelson und Rain Man zugewiesen. Zwei gaaaanz liebe Vertreter ihrer Art. Das Attentat bestand lediglich darin, dass wir mit unseren flauschigen Freunden die Gruppe anführen. Denn Nelson geht meist vorne. Meist deshalb, weil die Alpakas gerne ihre eigene Reihenfolge vorgeben. Letztendlich bestimmen sie, wer wo in der Reihe läuft. Doch während unserer Wanderung blieb es zumindest in der Pole-Position stets bei der gleichen Aufteilung. Nelson mit mir ganz vorne, Rain Man mit Sandra direkt dahinter.

Mein Alpaka: Nelson

Gestatten: Rain Man

Unsere Alpaka-Wandergruppe
Alpakas beißen nicht – zumindest uns nicht
Apropos bissige Alpakas: Die gibt es eigentlich so gut wie gar nicht. Erstens können sie gar nicht richtig böse beißen, weil sie nur unten Zähne haben. Oben befindet sich als Gegenstück lediglich eine Art Kauplatte. Daher brauchen die kleinen Kamele, alleine um einen Apfel zu zerbeißen, schon eine gefühlte Ewigkeit. Zweitens liegt es gar nicht in ihrem Naturell. Es sei denn natürlich, es geht in der freien Wildbahn um Revierkämpfe, da können sie wohl schon mal anders und das Beste aus ihren dentalen Möglichkeiten herausholen. Doch wir Menschen interessieren sie in solchen Belangen herzlich wenig. Sie wissen, dass wir keine Artgenossen sind – zum Glück, denn deshalb spucken sie uns auch nicht an, wenn sie etwas gegen uns haben. Wären wir Alpakas könnte es durchaus schon mal passieren. Sind wir aber nicht und brauchen uns daher also keine Sorgen zu machen.
Übrigens: Die Stellung der Ohren drückt keinen wirklichen Gemütszustand aus. Nicht wie bei Pferden, wo angelegte Ohren durchaus eine Bedeutung haben.

Alpaka Nelson mit angelegten Ohren

Verfressen und total harmlos

Gruppenbild – natürlich mit Mundschutz
Mit verfressenen Alpakas durch Castrop-Rauxel
Die Alpaka-Wanderung ging durch die schöne Feld- und Waldlandschaft direkt hinter Daniels Farm. Ganz gemütlich und entspannt, mit ausreichend Picknickpausen für die Tiere. Denn eins tun alle Alpakas gerne: fressen. Das haben wir gemerkt. Immer und überall haben sie jede Chance genutzt, ein Blatt vom Strauch zu rupfen oder ins grüne Gras zu beißen. Total verfressen. Eine Eigenschaft, die sie nicht nur sympathisch, sondern gleich noch viel niedlicher macht.
Alpaka-Leine los
Oben hatte ich ja schon geschrieben, dass Alpakas Herdentiere sind. Dies hat auch bei der Tour einen großen Vorteil: Sie fühlen sich nur im Verband sicher und würden daher nie einzeln weglaufen. Erschreckt sich also ein Alpaka vor einem Eichhörnchen (ja, sie sind wirklich schreckhaft) und will ausbüxen, sollen wir einfach die Leine loslassen. Das Alpaka springt dann ein bisschen herum, tobt sich aus, aber sucht nicht das Weite. Immerhin ist der Rest der Herde ja seelenruhig – also besteht keine Gefahr und es kommt zurück.
Die zweistündige Wanderung ging viel zu schnell um und wir waren wirklich traurig, als sie vorbei war. Die Alpakas haben uns mit ihrer freundlichen und verfressenen Art überzeugt. Die Mitarbeiter waren sehr nett, haben viel erklärt und alle Fragen beantwortet. Unser Alpakawissen ist jetzt definitiv größer als zuvor. Die Tour ist wirklich zu empfehlen. Und nein, das ist keine versteckte Werbung, sondern einfach meine ganz persönliche Empfehlung :-). Mehr Infos findet ihr hier: Daniels kleine Farm.
Zum Abschied durften wir die Alpakas noch zusätzlich mit Getreide füttern. Die kleinen, verfressenen Alpakas konnten es augenscheinlich kaum erwarten. Und genau dafür lieben wir sie!