Ob Nasenaffen, Silvered Leaf Monkeys oder Langschwanzmakaken – der Bako Nationalpark ist bekannt für seine zum Teil recht außergewöhnlichen Affenarten. Unser Hauptgrund, überhaupt nach Borneo zu fliegen. Und so ging es heute für uns auf in den Dschungel. Dieses Mal jedoch nicht auf eigene Faust, sondern lieber mit einer geführten Tour. Erstens gibt es hier Giftschlangen und andere nicht ganz ungefährliche Tiere. Da fühlen wir uns in guter Begleitung wohler. Zweitens sehen die Guides doch mehr als wir mit unserem ungeübten Auge – und wir wollen ja nicht an den Affen vorbeilaufen :-).
Der frühe Vogel fährt zum Bako Nationalpark
6:10 Uhr, in einem Hotel in Kuching, Zimmer 609: Der Wecker klingelt. Schnell raus aus den Federn, der Bako Nationalpark wartet. Übrigens mein persönliches Highlight der ganzen Malaysiareise. Sandra freute sich mehr auf die Orang Utans – doch das ist ein anderes Kapitel. “Oh nein, es gewittert.“ Entsetzt schaue ich aus dem Fenster. Ausgerechnet heute, am Tag aller Tage, ziehen dunkle Gewitterwolken über unser Hotel. Und es regnet nicht nur ein bisschen, es schüttet wie aus Eimern. Ähm, und nun? Aus lauter Verzweiflung packen wir unsere Regenschirme ein.
6:45 Uhr, Frühstücksraum: Schnell noch ein wenig stärken, bevor es losgeht. Es gibt Papaya und Wassermelone, dazu ein wenig Möchte-gern-Bircher-Müsli. An die asiatischen Gerichte trauen wir uns heute nicht heran. Nicht dass das frittierte Gemüse und die scharfen Nudeln ausgerechnet im Dschungel zu Magenturbulenzen führen :-). Das muss ja nicht sein.
7:50 Uhr, Hotellobby: Um 8 Uhr werden wir abgeholt. Typisch deutsch sind wir natürlich lieber ein bisschen zu früh unten :-).
8:02 Uhr, Auffahrt vor der Hotellobby: Der Bus kütt. Beziehungsweise ein Minibus. Heraus klettert eine kleine Malaiin in tarnfarbenem Outfit. „Hello, my name is Carol. I‘ll be your guide for today.“ Sie sieht nett aus – und Gott sei Dank – ihr Englisch ist gut verständlich. Das ist hier nämlich leider nicht immer der Fall. Wir steigen in den Minibus. Außer uns nimmt noch ein Pärchen an der Tour teil. Deutsche. Lisa und Yannik. Wir verstehen uns auf Anhieb gut.
8:04 Uhr, auf den Straßen von Kuching: Los geht‘s mit dem Bus in Richtung Bako Bazaar (Bako Dorf). Von dort fahren dann die Boote Richtung Nationalpark, der nur über den Wasserweg zu erreichen ist. Rund 40 Minuten dauert die Fahrt von Kuching aus zu dem kleinen Bootsanleger in Bako Bazaar. Rund 40 Minuten, in denen uns Carol viel über den Dschungel und seine tierischen Bewohner erzählt. Das macht sie bewusst schon während der Fahrt, denn später im Urwald müssen wir ja still sein. Je leiser wir sind, umso höher ist die Chance, Affen zu sehen.
Damit wir alle den Trip unbeschadet überstehen, gibt sie uns noch ein paar wichtige Tipps:
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- Finger aus dem Wasser. Während der Fahrt mit dem kleinen Boot zum Park sollen wir besser nicht auf die Idee kommen, unsere Hände ins Wasser zu halten. Denn hier leben Salzwasserkrokodile. Huch!
- Nicht lächeln. Auch wenn die Affen uns lächelnd begrüßen, sollen wir dies lieber nicht erwidern. Denn das Zeigen der Zähne ist eine Drohgebärde und keineswegs freundlich gemeint.
- Ausreichend Abstand halten. Egal, wie niedlich die Tiere aussehen. Es sind wilde Tiere, die sich schnell von uns bedroht fühlen können. Und dann wird es haarig.
- Nicht mit Tüten rascheln. Für die frechen und nicht ganz so menschenscheuen Langschwanzmakaken gibt es vor allem ein Thema: Essen. Und da sie nicht begriffsstutzig sind, haben sie längst begriffen, dass sich in Plastiktüten häufig Essen befindet. Und hören sie das raschelnde Geräusch, scheuen sie keine Mühen und Angriffe, um Herr über die eben ausgepackte Plastiktüte zu werden.
- Mund zu. Das gilt vor allem, wenn sich die Affen über uns befinden. Denn es kann durchaus sein, dass eine warme Dusche von oben kommt – wenn ihr versteht, was ich meine ;-).
- Nichts anfassen. Nichts! Und wenn wir uns beim Wandern doch einmal an einer Wurzel oder einem Baum abstützen müssen, IMMER vorher gucken, wohin wir greifen. Erstens wegen der Giftschlangen und anderem Getier, zweitens weil viele Bäume mit Stacheln übersät sind.
- Nichts mitnehmen. Keinen Stein, keine Muschel, kein Sandkorn. Es ist streng verboten, etwas aus dem Bako Nationalpark zu schmuggeln. Irgendwie verständlich.
8:45 Uhr: Wir kommen am kleinen ‚Hafen‘ in Bako Dorf an. Es regnet immer noch in Strömen. Carol: „O.k. everyone. Put your rainjackets on and let‘s go!“ Ähm, Regenjacken? Wir haben doch nur Regenschirme. Carol kann sich ein Lächeln nicht verkneifen. Mit Regenschirmen in den Dschungel – die Idee scheint wohl etwas abwegig zu sein :-). Zum Glück können wir uns am Bootsanleger für 5 Ringgit (knapp 1,10 €) noch Notfallponchos kaufen. Anscheinend sind wir nicht die Einzigen, die schlecht vorbereitet sind :-).
Nun noch eben unsere Reisepassnummer in die Besucherliste des Parks eintragen und schon können wir in das kleine, schaukelnde Boot einsteigen. Den Eintritt von 20 Ringgit pro Person (ca. 4,50 €) trägt der Tourveranstalter. Wie teuer das Boot war, haben wir nicht mitbekommen. Aber viel wird es nicht gewesen sein.
Welcome to the (Bako) Jungle
9 Uhr und ein paar zerquetschte, Bako-Dorf: Unser kleines Boot nimmt an Fahrt auf. Der Regen kommt sintflutartig von vorne, die Gischt von der Seite. Wir sind froh über unsere blauen, mülltütenartigen Ponchos. Und spätestens jetzt wissen wir, warum Carol über unsere Regenschirmidee so geschmunzelt hat.
9:30 Uhr, Bako Nationalpark: Nach einer wilden, rund 25 minütigen Fahrt über den Sungai Tabo River und das südchinesische Meer nähern wir uns dem Nationalpark. „Hey Leute. Im Moment ist Ebbe. Unser Boot kann deshalb nicht am Bootsanleger anlegen. Bitte zieht eure Schuhe aus, krempelt die Hosen hoch, wir müssen hier aussteigen.“ Alles klar. An sich kein Problem. Es sind nur rund 7 Meter bis zum Strand und das Wasser ist nur wenige Zentimetern tief. Mulmig ist uns nur, weil Carol uns gerade noch erzählt hat, dass die Krokodile auch bis zur Insel schwimmen und wir im Wasser aufpassen sollen. Da kostet ein Sprung ins trübe und lauwarme Nass doch auf einmal ein klein wenig Überwindung.

Angekommen – zum Glück keine Krokodile in Sicht

Auf dem Weg Richtung Bako Headquarter
9:50 Uhr, Headquarter des Nationalparks: Kaum zu glauben, aber wahr – es hat komplett aufgehört zu regnen. Juhu! Nach einer kleinen Pipipause auf den einzigen öffentlichen Toiletten im Park brechen wir frohen Mutes zur ersten Wanderung auf. Eine Vielzahl an Trails unterschiedlicher Länge steht uns zur Auswahl. Carol entscheidet sich für einen Weg von rund 1,5 Kilometer Länge.
Ganz gemütlich geht es zunächst über Holzplanken Richtung Urwald. Doch schon nach wenigen Metern merken wir: Das wird anstrengender als gedacht. Die Hitze und die Luftfeuchtigkeit im Regenwald sind unbeschreiblich. Und so dauert es nicht lange, bis wir bis auf die Unterwäsche durchgeschwitzt sind. Vor allem, als der richtige Teil der Wanderung beginnt. Steil geht es bergauf und bergab, mal über Leitern, mal klettern wir an glitschigen Wurzeln entlang. Puh! 1,5 Kilometer können unendlich lang sein. Doch die Anstrengung lohnt sich. Wir entdecken tatsächlich das ein oder andere Tier. Leider sind die Fotos zum Teil etwas unscharf. Die Tiere wollten einfach nicht stillhalten ;-). Hier eine kleine Auswahl:

Zwei Silberne Haubenlanguren beim Relaxen

Green Pit Viper – ziemlich giftig, aber selten tödlich

Freche Langschwanzmakaken

Bornean Bearded Pig – ein Bartschwein

Witzige Schlammspringer – Fische, die sich an Land bewegen können
11:15 Uhr, irgendwo in der Dschungelhölle: Ich rutsche mit meinen Turnschuhen ab. Verzweifelt versucht Sandra noch, mich zu halten. Doch keine Chance. Ich mache den Adler. Verdammt. Zum Glück habe ich mir nicht sonderlich weh getan, nur eine kleine Minischürfwunde am Knie. Kaum der Rede wert. Wie sagt Carol doch so schön: „Im Dschungel ist immer etwas. Wenn du keine Schramme hast, keinen Stich oder keine Blase, dann warst du nicht in der Wildnis, dann warst du shoppen.“ 🙂
12:00 Uhr, Strand: Wir sind am Ende der ersten Wanderstrecke angekommen. Vor uns liegt ein kleiner Strand. Wir entscheiden uns dafür, mit dem Boot zurückzufahren. Dann müssen wir nicht die gleiche Strecke wieder zurücklaufen, sondern können noch einen anderen Weg einschlagen. Carol ruft unseren Bootsmann an, damit er uns abholt. Wieder müssen wir durchs Wasser zum Boot laufen. Zum Glück sind immer noch keine Krokodile in Sicht.
12:40 Uhr: Mittagspause am Headquarter. Im Hauptgebäude ist ein kleines Buffet aufgebaut. Wandern macht hungrig. Das merken wir jetzt so richtig. Die riesigen – aber zum Glück toten – Kakerlaken, die auf dem Boden des Gebäudes liegen, ignorieren wir gekonnt.
Hier noch ein paar Fotos von unserer ersten Wegstrecke:
Letzte Chance auf Nasenaffen
13:20 Uhr, immer noch am Headquarter: Nach der Stärkung geht es jetzt weiter. Denn während wir zwar bereits Silvered Leaf Monkeys und Langschwanzmakaken entdeckt haben, fehlt uns noch ein ganz spezieller Affe in unserer Sammlung: der Nasenaffe, hier Proboscis Monkey genannt. Und tatsächlich, das Glück ist uns hold. Nach wenigen Minuten sehen wir eine kleine Wandertruppe, die fasziniert nach oben sieht. Auch wir lassen unseren Blick in die Baumwipfel schweifen.
Da sitzt er – ein männlicher Nasenaffe mit seiner markanten Nase, seinem dicken Bauch und seinem knallroten Schniepel. Leider sitzt er weit oben und bequemt sich auch nicht, hinunterzusteigen. So können wir ihn nur aus der Ferne beobachten. Aber immerhin. Besser als nichts! Die Weibchen trauen sich leider auch nicht vor unsere Linse. Wir sehen nur ab und zu die Bäume wackeln und etwas affenartiges hin- und herspringen. Das war es dann auch schon. Aber nun gut. Wir sind hier im Dschungel, nicht im Zoo.

Unser Nasenaffe 🙂
14:30 Uhr, Bootsanleger: Unsere Tour neigt sich dem Ende zu. Es wird Zeit aufzubrechen. Zum Glück haben wir mittlerweile Flut. Die Boote können bis zum Anleger durchfahren. Müde, durchschwitzt und glücklich klettern wir zurück in den kleinen, wackelnden Kahn in Richtung Bako Bazaar. Was für ein Tag!

Auf dem Weg zum Bootsanleger im Bako Nationalpark
4 Kommentare
18:45 Uhr – Ich habe 2x herzlich gelacht 😂👌🏼
7:57 Uhr: Ich freue mich über deinen Kommentar 😘.
Ihr macht schon sehr cooooole Touren.
Coole Touren bei fast 40 Grad 😉