„Guck mal schnell, ist da etwas auf meinem Kopf?“. „Nee. Oder doch! Oh Gott, was ist das?“. Wir wissen bis jetzt nicht, was für ein seltsamer Käfer sich da ausgerechnet mein Haar als Landeplatz ausgesucht hat. Egal, Hauptsache, er ist weg. Generell kreucht und fleucht es hier in Florida gewaltig. Alligatoren, Schlangen, Spinnen, Delfine, Pelikane, Frösche, Geier: Das sind nur ein paar der Tiere, die wir bislang gesehen haben – und wir sind gerade einmal drei Tage im amerikanischen Sunshine State unterwegs.
Herrlich langweilig: Naples
Genauer gesagt sind wir zurzeit in Naples. Zur Info: Die Stadt in Südwestflorida gehört zu den wohlhabendsten Städten in den USA und ist – ähm – relativ langweilig. Es geht eben beschaulich zu in dem kleinen Rentnerparadies. Doch was sollen wir sagen: Wir lieben es :-). Und zwar so sehr, dass wir bereits zum 4. Mal hier sind. Unser absoluter Lieblingsplatz ist der über 300 Meter lange Pier von Naples. Für uns gibt es nichts Entspannteres, als auf dem Steg zu stehen, den Anglern zuzuschauen und den Blick über den Golf von Mexiko schweifen zu lassen. Delfine und Pelikane gehören hier nahezu zum Inventar. Doch sogar einen Hammerhai haben wir von hier oben schon einmal gesehen.
Neben dem Pier hat Naples noch ein ausschlaggebendes Argument, warum wir so gerne wieder kommen: seine Lage. Naples bildet einfach den perfekten Ausgangspunkt für Touren durch die Everglades und andere Naturschutzgebiete. Und so waren wir in den letzten Tagen ratzfatz an unseren Lieblingsorten in der Umgebung.
Nervenkitzel im Corkscrew Swamp Sanctuary
Rund 30 Meilen von Naples entfernt liegt irgendwo im Nirgendwo der Corkscrew Swamp Sanctuary. Ein großes Naturschutzgebiet, durch das ein mehrere Kilometer langer Boardwalk führt. Hört sich jetzt harmlos an, ist aber ganz schön aufregend dort. Wir wissen ja nie, welchem Tier wir wann und wo begegnen. Immerhin gibt es hier auch Schwarzbären, Panther und – unser persönlicher Horror – giftige Spinnen. Und soviel sei gesagt, die Tiere machen nicht vor dem Weg Halt …
Wegen des Jetlags waren Sandra und ich früh unterwegs. Umso besser, am Sanctuary war kaum eine Menschenseele unterwegs. Schnell zahlten wir die 14 Dollar Eintritt pro Person und los ging’s. Als wir den Holzweg betraten, fing unser Herz an zu klopfen. Was wir wir wohl dieses Mal sehen werden?
Hier unsere ‚Ausbeute‘:
- Grüne Anolis – Saumfingerechse
- Braune Eidechse
- Wolfsspinne mit Eierkokon
- Alligatoren
- Carolinaspechte
- Schwarze Geier
- riesige Schmetterlinge
- und Kot vom Bobcat (Luchs) – mitten auf den Planken!
Da das Ticket immer zwei Tage hintereinander gilt, fuhren wir am nächsten Morgen natürlich direkt noch einmal zum Sanctuary :-). Dieses Mal war unsere Ausbeute noch spektakulärer:
- Leaf Mimic Katydid – Heuschrecken, die wie Blätter aussehen
- Black Banded Water Snakes – Schwarze Wasserschlangen
- Helmspecht
- Alligatoren
- Eidechsen
- Green Tree Frog – Grüne Baumfrösche
- Florida-Heuschrecke
- Kuckuck
- Carolinaspechte
- Kolibri
- Raupen
Wir geben jedoch zu, wir hatten ein wenig Hilfe beim Entdecken. Zum einen eine Rangerin, die wir unterwegs getroffen haben. Zum anderen ein nettes, älteres Pärchen, das sich super auskannte und Ahnung von Dingen hatte, von denen wir noch nicht einmal gehört hatten. Und immer, wenn das Pärchen etwas entdeckt hatte, blieb es stehen und wartete auf uns. Echt nett, diese Amerikaner!
Falls ihr einmal in Florida seid und auch gerne Tiere in freier Wildbahn beobachtet: Wir können das Naturschutzgebiet nur empfehlen. Geht am besten so früh wie möglich, dann sind noch nicht so viele Leute unterwegs. Wenn ihr noch mehr wissen möchtet, hier kommt ihr zur Internetseite des Corkscrew Swamp Sanctuary.
Sanibel Island – die Muschelinsel
Große Muscheln, kleine Muscheln, runde Muscheln, flache Muscheln: Auf der kleinen Insel Sanibel in der Nähe von Fort Myers gibt es alles, was das Muschelsammlerherz begehrt. Sogar ein Muschelmuseum. Und ein Geschäft mit dem zungenzerbrechenden Namen ‚She sells sea shells‘ :-). Auch wir sind heute wieder dem Sammelwahn verfallen und liefen fast zwei Stunden den Hauptstrand am alten Leuchtturm entlang. Rücken gebeugt, Füße im Wasser, Blick nach unten. Und hätten wir nicht das Gefühl gehabt, langsam einen Sonnenstich zu bekommen, würden wir wahrscheinlich jetzt noch suchen.
Doch die Sonne war unerbittlich. Fast 36 Grad zeigte das Thermometer zwischenzeitlich an. Kein Wunder, dass wir bei unserer anschließenden Fahrt durch das Naturschutzgebiet der Insel, das J. N. Ding Darling National Wildlife Refuge, kaum Tiere gesehen haben. Schade, denn normalerweise tummeln sich hier Alligatoren, Pelikane und anderes Getier. Doch anscheinend war es heute allen zu heiß. Ein Erfolgserlebnis hatten wir jedoch noch zu verbuchen. Wir haben endlich eine Landschildkröte entdeckt, eine Gopher Tortoise. Bislang haben wir immer nur die Warnschilder gesehen, aber nie das passende Tier dazu :-).
Frische Luft macht bekanntlich hungrig. Und so machten wir uns auf dem Rückweg auf nach Fort Myers ins Schnitzel House der Familie Lehmann. Wer wie wir gerne ‚Goodbye Deutschland‘ guckt, weiß genau, von wem wir reden :-). Und wir können euch sagen: Der Besuch hat sich gelohnt. Die Schnitzel waren super lecker. Andreas, haste gut gekocht!
Morgen verlassen wir unser geliebtes Naples und ziehen weiter nach Crystal River. Bye-bye, Naples, du wirst uns fehlen.
2 Kommentare
Hammer! Nur gut, dass ich nicht neidisch bin!
Ihr lebt genau mein Ding- doch mein Leben hat eine andere Kurve geschlagen! Doch diese möchte ich niemals missen- meine Kinder-auch sie machen mein Leben bunt- und das gelegentlich ziemlich quietschig!
Somit genieße ich einer eurer Urlaubs-stalker zu sein!!!
Danke für deine lieben Worte! Wir freuen uns immer über Urlaubs-Stalker :-).