Habt ihr schon einmal etwas von ‚Ipoh‘ gehört? Ipoh, gesprochen wie geschrieben, mit Betonung auf dem ‚I‘, stummes ‚h‘? Also uns sagte die malaiische Stadt noch vor einigen Monaten gar nichts. Und dabei ist sie relativ groß. Mit knapp 750.000 Einwohnern ist sie sogar die drittgrößte Stadt Malaysias. Trotz ihrer Größe soll sie ein richtiger ‚Geheimtipp’ für Touristen sein. Der Sache wollten wir natürlich auf die Spur gehen ;-).
Drei Tage sind wir nun kreuz und quer durch die Kolonialstadt gelaufen und können die frohe Botschaft verkünden: Ein Abstecher nach Ipoh lohnt sich. Wir verraten euch auch, warum:
1. Ipoh ist leicht zu erreichen
Ipoh liegt rund 200 Kilometer nördlich von Kuala Lumpur und ist per Bus oder Bahn einfach zu erreichen. Wir haben uns für den Zug (ETS) entschieden. Eine perfekte Wahl. Zum einen war der Zug gut klimatisiert (fast sogar ein wenig zu gut, aber wir wollen ja nicht meckern :-)), zum anderen war er pünktlich, wir hatten jede Menge Beinfreiheit und Stau gab es auch nicht. Und so standen wir rund 2,5 Stunden später mit Sack und Pack mitten in der Altstadt von Ipoh – und das für gerade einmal 36 Ringgit (ca. 7,75 €) pro Person und Strecke.
Zurück geht es auch mit dem Zug. Wir hoffen natürlich, dass alles glatt läuft, da wir direkt zum Flughafen durchstarten, um nach Borneo zu fliegen. Mit der Sitzplatzreservierung für den Zug hatten wir leider nicht ganz so viel Glück und sitzen getrennt – wir sind schon gespannt auf unsere Sitznachbarn ;-).
2. Ipohs besondere Street Art
Ein riesiger Kolibri, Kinder im Papierflugzeug oder zwei Menschen beim Kaffetrinken: In Ipoh wimmelt es vor Street Art, vor allem in der Altstadt und – wie der Name schon sagt – in der nahe gelegenen Mural Art‘s Lane. Zwar sind wegen der hohen Luftfeuchtigkeit viele der Gemälde schon verwittert, aber einige sind noch gut erkennbar. Auf jeden Fall machte es dank der Bilder noch mehr Spaß, die schöne koloniale Altstadt Ipohs zu erkunden. Wir hätten es stundenlang machen können – wenn es nicht so heiß gewesen wäre. Die Hitze staute sich fies in den engen Gassen. Die meiste Zeit waren wir daher weniger auf der Suche nach Kunst, als auf der Suche nach klimatisierten Geschäften ;-).
3. Die Freundlichkeit der Menschen
Die Kuala Lumpuraner (oder wie die Einwohner Kuala Lumpurs heißen mögen) sind zwar nett, aber doch ein wenig distanziert. In Ipoh sieht es da schon anders aus. Hier werden wir wesentlich häufiger angesprochen. Wo kommt ihr her, was macht ihr hier, wie gefällt euch Malaysia, schmeckt euch das Essen? Anscheinend sind wir hier für manche noch etwas wie eine kleine Sensation. Die Leute beobachten uns genau – das merken wir aus den Augenwinkeln. Ein seltsames Gefühl. Doch wenn sich dann unsere Blicke treffen, werden wir freudestrahlend angelächelt :-).
Gleichzeitig sind die Menschen in Ipoh unheimlich hilfsbereit. Beim Touristenschalter am Bahnhof wollten wir beispielsweise nur fragen, wie wir zu unserem Hotel kommen. Und was kam dabei heraus? Der nette Herr hinter dem Schalter hat uns mit seiner privaten Handy-App eine Grab-Mitfahrgelegenheit organisiert. (Zur Info: Grab ist das asiatische Uber.) Anschließend hat er noch mit uns draußen fünf Minuten auf den Fahrer gewartet, damit wir auch ins richtige Auto steigen. Es muss zwar lustig ausgesehen haben, wie Sandra und ich eingepfercht mit unseren Koffern neben dem jungen Malaien in seinem Auto saßen, das ungefähr die Ausmaße eines Smarts hatte – aber dadurch haben wir mal eben locker die Hälfte des Taxipreises gespart!
Der nette Herr von der Touristeninfo war übrigens nicht der einzige. Insgesamt haben uns in Ipoh drei Mal wildfremde Menschen geholfen, indem sie Grab-Fahrten für uns organisierten. Und das nur aus reiner Freundlichkeit! Nett, oder?
4. Die buddhistischen Höhlentempel
Ein Highlight waren für uns definitiv die buddhistischen und taoistischen Höhlentempel in Ipoh. Wir haben uns gleich drei Stück von ihnen angesehen:
- Sam Poh Tong
- Nam Thean Tong
- Ling Sen Tong.
Warum gerade diese drei? Ganz einfach. Sam Poh Tong wird als die größte und schönste Tempel-Anlage rund um Ipoh beschrieben. Daher haben wir uns natürlich für diese entschieden – und die anderen beiden liegen praktischerweise in derselben Straße :-). Was genau der Unterschied zwischen den ganzen Tempeln ist, und warum manche Gläubige den einen oder den anderen besuchen, das wissen wir leider nicht so genau. Dafür kennen wir uns zu wenig mit dem Buddhismus und Taoismus aus. Interessant waren sie jedoch alle drei auf ihre Art und Weise.
Uns hat die Sam Poh Tong Tempelanlage am besten gefallen. Sie ist groß, schön grün und der eigentliche Tempel ist nur durch einen kleinen Höhlengang zu erreichen. Am Interessantesten fanden wir jedoch den buddhistischen Friedhof nebenan. Dort brannten nicht nur Hunderte von Räucherstäbchen, sondern auch Autos, Schatztruhen und Guccihandtaschen – allerdings aus Papier. Die verbrannten Papierfiguren sollen den Verstorbenen auf seiner ‚Reise’ symbolisch mit allem Wichtigem versorgen.
Ist Ipoh nun ein Geheimtipp?
Sagen wir es mal so: In Ipoh sind kaum ‚westliche’ Touristen unterwegs. Zumindest haben wir nicht viele gesehen. Anscheinend zieht es aber eh verhältnismäßig wenig Europäer nach Malaysia. Die meisten aus unserem Flugzeug haben Kuala Lumpur nur als Umstiegsplatz genutzt und sind direkt weitergeflogen. Kein Wunder also, dass es auch in Ipoh wenig Langnasen gibt. Ein richtiger Geheimtipp ist es dennoch nicht – denn es wimmelt hier vor asiatischen Touristen. Gerade eben ist wieder ein Bus voller Chinesen an unserem Hotel vorgefahren :-). Doch ob Geheimtipp oder nicht – es war schön, einmal eine andere Großstadt Malaysias zu erkunden. Also falls ihr mal in der Nähe seid :-).