Seit diesem Wochenende sind wir um vieles reicher. Und zwar um zahlreiche Mückenstiche sowie um jede Menge Erfahrung :-). So wissen wir jetzt, was Mönche zum Abendbrot essen, dass französische Touristen auch in Japan kein Englisch sprechen und dass uns beim Cable Car fahren schwummerig wird. Aber beginne ich doch einmal von vorn: Eine gute Freundin hat letztes Jahr bei buddhistischen Mönchen übernachtet und uns so neugierig gemacht, dass wir es unbedingt einmal selbst erleben wollten. Und dieses Wochenende war es endlich soweit!
Kōyasan – Sandra, ich und die Tausend Mönche
Auf ging es nach Kōyasan, einem kleinen Örtchen in den Bergen. Das Besondere: Kōyasan hat rund viertausend Einwohner, darunter tausend (!) Mönche – und folglich jede Menge Tempel. In einigen von ihnen können Touristen übernachten und einen kleinen Einblick ins Leben der Mönche erhalten. Und so buchten wir – über booking.com 🙂 – eine Übernachtung im Tempel Kumagaiji.
Der Weg dorthin war etwas aufwendig, so dass wir froh waren, kein richtiges Gepäck dabei zu haben*: Von Kyoto aus ging es zuerst mit dem Zug bis nach Osaka, dann weiter nach Shin-Imamiya, anschließend nach Hashimoto und von dort nach Gokurakubashi. Hier mussten wir umsteigen in ein Cable Car, das einen derart steilen Berg hochfuhr, dass uns ganz anders wurde. Zum Glück dauerte die Fahrt nur fünf Minuten. Oben angekommen ging es dann mit dem Bus weiter Richtung Tempel. Geschafft!
Am Tempel wurden wir von einem freundlichen, jungen Mönch begrüßt, der uns aufs Zimmer brachte und den Tagesablauf erklärte: 17:30 Uhr Abendessen, danach Badezeit, Schlafenszeit, 6:30 Uhr Morgen- und Feuerzeremonie, anschließend Frühstück. Oki doki!
Bis zum Abendessen hatten wir also noch ein paar Stunden „frei“. Wir nutzten die Zeit und gingen erstmal auf den Friedhof. Hört sich komisch an, ist aber so :-). Der buddhistische Friedhof in Koyasan ist riesengroß und liegt inmitten eines Waldes. Viele Gräber sind mit Moos überzogen, was dem Ganzen etwas Mystisches verleiht. Als wir uns einen Tempel auf dem Gelände näher anschauten, wurden wir prompt von einem Mönch angesprochen, der uns auf eine Tasse Tee einlud. Und während wir so an unserem Tee nippten, erzählte er uns, dass er nicht verstehen würde, warum deutsche Besucher immer englisch reden könnten, französische Besucher hingegen nicht. Tja, was sollten wir dazu sagen ;-). Hier ein paar Impressionen vom Friedhof:
Als wir zurück in unser Zimmer kamen, wurde das Abendessen für uns angerichtet. Es war ein buddhistisches Shojin Ryori, ein Essen, das auf der Lehre Buddhas beruht und fünf Farben, fünf Geschmäcker und fünf Zubereitungsarten vereint (alle Angaben ohne Gewähr). Und was sollen wir sagen: Es sah nicht nur toll aus, es war wirklich richtig, richtig lecker. Bis oben hin vollgefuttert, ließen wir den Tag mit einem heißen, japanischen Bad ausklingen.
Ungewohnte Klänge in Kōyasan
Heute Morgen kam der Höhepunkt des Wochenendes, die Morgen- und Feuerzeremonie. Wirklich interessant, obwohl es zunächst ganz schön schwer war, bei den für uns gleichklingenden Mönchsgesängen die Augen offenzuhalten. Spektakulärer wurde es dann, als die Trommeln und das Feuer ins Spiel kamen. Jeder von uns durfte einen persönlichen Wunsch auf ein Holzstäbchen schreiben und dieses anschließend ins Feuer werfen. Ein schöner Gedanke, dass der Mönch für unsere Wünsche gebetet hatte.
Nach einer Stunde war die Zeremonie vorbei und das Frühstück stand schon für uns bereit. Es war bestimmt lecker, aber irgendwie wollten uns die Algen und die Misosuppe um halb acht morgens noch nicht so recht schmecken :-). Schade, dass wir danach schon Abschied nehmen mussten. Aber für uns ging es ja wieder weiter nach Tokio.

Shinkansen
*Unser Tipp für Globebummler: Weil wir nicht mit unserem ganzen Gepäck in die Berge reisen wollten, packten wir nur die wichtigsten Dinge in eine kleine Tasche. Die Koffer schickten wir einfach schon mal von unserem Hotel in Kyoto aus in unser Hotel nach Tokio – ein Vorgang, der in Japan recht üblich ist. Die Dame an der Rezeption in Kyoto wusste direkt, was wir von ihr wollten und half uns dabei, die Papiere auszufüllen. Nun noch bezahlen, fertig. Und als wir heute Abend in Tokio ankamen, standen die Koffer bereits in unserem Zimmer. Das Krasse daran: Das Versenden hat gerade einmal 12,50 Euro pro Koffer gekostet!