Bereits seit drei Tagen sind wir in George Town unterwegs, der Hauptstadt Penangs. Viel hatten wir im Vorfeld über diese Stadt gelesen, doch vor allem drei Behauptungen haben uns neugierig gemacht:
1. George Town ist chinesischer als Hongkong.
Seit geraumer Zeit bilden wir uns ein, dass wir Asiaten nach ihrem Herkunftsland unterscheiden könnten und würden daher behaupten, dass hier sehr viele Chinesen leben. Das Problem: Wie hoch unsere tatsächliche Trefferquote ist, wissen wir nicht :-). Daher müssen wir uns neben unserer Menschenkenntnis auf zusätzliche Indizien stützen. Von diesen haben wir nämlich eine Menge entdeckt: So hören wir zum Beispiel nicht nur häufig chinesisch, sondern sehen auch überall die zur Sprache passenden Schriftzeichen. Meistens auf Eingängen zu kleinen Restaurants oder zu vollgestopften Läden, bei denen wir auf den ersten Blick nicht sagen können, was sie eigentlich verkaufen. Und es gibt jede Menge chinesischer Tempel, in denen alte, chinesische Traditionen aufrecht erhalten werden. Wie zum Beispiel den Brauch kleine Vögel zu verkaufen, die später vom Käufer wieder freigelassen werden. Frei nach dem Motto: Jeden Tag eine gute Tat :-). Alles in allem können wir unterstreichen, dass George Town definitiv chinesischer ist als alle anderen Chinatowns, die wir bislang auf unserer Reise gesehen haben. Ob es jedoch chinesischer als Hongkong ist, können wir erst in rund einem Monat sagen :-).
2. In George Town blieb die Zeit vor 50 Jahren stehen.
Auch hierauf ist es schwer, eine genaue Antwort zu geben, da wir vor fünfzig Jahren noch nicht auf der Welt waren. Fakt ist jedoch, dass es in vielen Ecken aussieht, als wäre seit fünfzig Jahren nichts mehr gemacht worden ;-). Der Putz blättert von den zum Teil schon schwarzen Häuserfassaden ab, der Bodenbelag war einmal oder ist nur noch in Teilen vorhanden, das Abwasser läuft nicht immer bloß unterirdisch ab … Häufig können wir nicht einen Schritt machen, ohne auf den Boden zu gucken. Zumindest wenn wir uns nicht unsere Füße oder schlimmer noch den Hals brechen wollen. Denn Bürgersteige sind hier Mangelware. So bleibt uns nichts anderes übrig, als uns den Einheimischen anzupassen und im Gänsemarsch den unebenen Fahrbahnrand entlang zu laufen. Aber gerade dieses Unperfekte ist irgendwie spannend und macht die Entdeckung der vielen kleinen Nebenstraßen umso interessanter. Hier ist eben noch nicht alles für die Touristen auf Hochglanz poliert worden!
3. George Town ist die malaiische Hauptstadt des Essens.
Dieser Behauptung sind wir natürlich besonders gründlich nachgegangen ;-). Wobei es auch keine wirklich schwere Arbeit war, denn es wimmelt hier nur so vor Straßenständen und Essenshallen. Es ist quasi unmöglich, nichts zu essen. Und einmal die hygienischen Bedenken über Bord geworfen, können wir die kulinarische Vielfalt richtig genießen. Unsere bisherigen Favoriten sind thailändischer Reis im Eiermantel sowie malaiische Satay-Spieße in scharfer Erdnusssoße. Einfach köstlich!
Es macht so einen Spaß durch George Town zu schlendern, dass wir oft vergessen, dass es auch noch andere Orte auf der Insel zu entdecken gibt. Und da uns die Zeit mal wieder davonläuft, müssen wir uns in den nächsten Tagen ganz schön ranhalten.