Über 4.000 Kilometer sind wir durch Namibia gefahren – das ist schon eine ordentliche Strecke für 11 Tage. Denn wir sprechen hier nicht von der ‚German Autobahn‘, sondern von Schotter-, Sand- und Salzpisten. Es lebe die funktionierende Bandscheibe ;-).
4.000 Kilometer. Und trotzdem haben wir nur einen Bruchteil Namibias gesehen. Dieses Land ist einfach riesig. Das wurde uns vor allem dann bewusst, wenn wir mit 30 bis 50 Stundenkilometern über die unebenen Straßen außerhalb der Städte tingelten. Manchmal ging es stundenlang geradeaus, bis wir an die nächste Kreuzung kamen. Andere Autos haben wir dabei kaum gesehen.
An einigen Tagen war die lange Fahrt schon anstrengend. Da wurden wir durchgeschüttelt und -gerüttelt – das war nichts für schwache Blasen. Und so nahmen wir jeden Pipi-Stopp dankend an. Wenn denn eine Toilette kam. Einmal stoppten wir mitten in der Steppe und es hieß nur: Frauen links, Männer rechts. Blöd für Sandra und mich. Wir mussten gerade nicht und wussten gar nicht, wohin wir gucken sollten ;-).
So ruckelig die Fahrt war, so schön war sie allerdings auch. Es hat uns Spaß gemacht, oben im Bus zu sitzen, alles um uns herum zu beobachten und die Ereignisse des Tages Revue passieren zu lassen. Dennoch waren wir immer froh, wenn wir zwischendurch auf asphaltierte Straßen stießen und das Geruckel eine Pause hatte. Aber wir wollen uns gar nicht beschweren. Im Gegensatz zu anderen afrikanischen Staaten sollen die Straßen Namibias sogar ausgesprochen gut sein.
Mittlerweile sind wir wieder zu Hause – und freuen uns über unsere geordnete Infrastruktur. Trotzdem hat Namibia uns nachhaltig beeindruckt. Hier sind ein paar Erlebnisse, Erfahrungen und Eindrücke, die wir gerne mit euch teilen möchten.
Der Himmel über Afrika
Es mag Einbildung sein, aber in Namibia fühlten wir uns dem Himmel näher als sonst irgendwo auf der Welt. Damit meinen wir nicht im religiösen Sinn, sondern rein körperlich. Vielleicht lag es daran, dass Namibias Savanne so flach ist und wir unendlich weit gucken konnten. Vielleicht waren es aber auch die dicken Blumenkohlwolken, die uns so nah erschienen. Wir wissen es nicht. Fakt ist jedoch, dass der Sternenhimmel anders aussieht als im Ruhrgebiet. Zum einen, weil keine Großstadtlichter die Dunkelheit stören, zum anderen weil es auf der Südhalbkugel Sternenbilder gibt, die von Deutschland aus nicht zu sehen sind. Das wohl bekannteste unter ihnen ist das ‚Kreuz des Südens‘, das übrigens auch auf den Flaggen Australiens, Neuseelands oder Brasiliens abgebildet ist.
Der typische Namibier
Noch immer gibt es in Namibia sehr viele Volksstämme mit unterschiedlichen Lebensweisen und Herkünften. Da fällt es schwer, DEN Namibier auszumachen.
Damara und San Buschmänner
Durch den Besuch von Museumsdörfern konnten wir einen klitzekleinen Einblick in das ursprüngliche Leben der Damara und der San Buschmänner gewinnen, den Ureinwohnern des Landes. Sie haben uns gezeigt, wie sie Feuer machten, Krankheiten heilten und auf die Jagd gingen. Heutzutage ist von diesen Ritualen nicht mehr viel geblieben. Die westliche Welt hat bei ihnen Einzug gehalten. Was jedoch geblieben ist, sind alte Malereien auf Sandsteinfelsen, die mittlerweile zum Weltkulturerbe zählen. Zum Beispiel in Twyfelfontein, im Land der Damara. Wie alt die Felsbilder sind, ist nicht ganz geklärt.
Die Frauen der Herero
Beim Herero-Stamm durften wir einen Blick in das Alltagsleben werfen. Mit einer Mischung aus Scham und Stolz präsentierten uns die Frauen ihre Häuser aus Kuhdung und ihre Wellblechhütten – von unserem Standard weit entfernt. Die Kluft zwischen schwarz und weiß ist hier noch deutlich zu spüren. Ein bewegender und verstörender Moment zugleich. In der kleinen Hütte lief ein altes Radio. Als ich mich unbewusst zur Musik bewegte, kam die Älteste der Herero-Frauen nicht mehr aus dem Lachen heraus. Sie klopfte mir voller Freude auf die Schulter. Wahrscheinlich erzählt sie noch heute von der weißen Frau ohne Rhythmusgefühl ;-).
Die Männer der Frauen waren übrigens gerade mit der Rinderherde des weißen Besitzers unterwegs. Nur die Frauen und Kinder waren im Dorf. Sie kochten, hielten das Feuer am Brennen und warteten darauf, dass die Männer von der Arbeit zurückkehrten und Geld mitbrächten. Das ist nämlich leider nicht immer der Fall. Der Großteil des Lohns wird häufig von den Männern direkt in Alkohol investiert. Erschreckende Realität.
Die Kopfbedeckung der älteren Dame ist übrigens ein Zeichen dafür, dass sie verheiratet ist.
Deutsche in Namibia
Die Deutschen spielen in dem südafrikanischen Land noch immer eine große Rolle. Das macht sich übrigens auch in der Küche bemerkbar. Wir haben noch nie so leckeren Apfelkuchen gegessen wie hier :-). Wer mehr über die geschichtlichen Hintergründe wissen möchte, die Welt hat einen interessanten Artikel veröffentlicht: zum Artikel der Welt.
Unser Reiseleiter ist Namibia-Deutscher. Weiß, 58 Jahre alt, in der Nähe von Windhoek geboren und hört auf den Namen Hartmut. Ein sympathischer Typ, der wirklich auf alles eine Antwort wusste. Und Sandra und ich hatten vieeeele Fragen :-). Welcher Vogel ist das? Ist die Spinne giftig? Was heißt das auf Africaans? Wie verhandel ich richtig? Hartmut nahm sich jede Menge Zeit für uns. Wir hatten einen guten Draht zueinander. Einmal ging er mit uns Skorpione suchen – und gleich zweimal kam er auf unser Zimmer, um uns vor besonders fiesen Spinnen zu retten :-). Irgendwie war er ein namibischer MacGyver. Nichts konnte ihn aus der Ruhe bringen – was wiederum uns manchmal aus der Ruhe brachte.
- Beispiel: Wir halten an einem Supermarkt.
- Hartmut: „So, hier könnt ihr jetzt einkaufen.“
- Wir: „Wieviel Zeit haben wir denn?“
- Hartmut: „Genug.“
Klare Ansagen fehlten. Ständig. Aber trotzdem hat alles am Ende geklappt. Wir wünschten, wir könnten uns eine Scheibe von Hartmuts Gelassenheit abschneiden.
Still alive: Reetdächer leben
Wir hatten tolle Unterkünfte in Namibia. Zumindest meistens. Von schönen Lodgen mitten in der Wildnis bis hin zu Luxus-Zelten mit eigener Dusche. Nur eine Sache gab es, vor der es uns immer gegraut hat: Reetdächer!
Ein Paradies für alles, was kreucht und fleucht. Spinnen, Käfer, Mücken. Ätzend. Wir wussten nie, was als Nächstes zum Vorschein kam. Und dann noch dieser leicht muffige, feuchte Geruch. Das war wirklich nichts für uns. Auch wenn es von außen noch so schön anzusehen war, sobald wir uns einer Unterkunft mit Reetdach näherten, erhöhte sich unser Puls.
Zwei Nächte mussten wir in einer Hütte schlafen mit einer Riesenspinne am Reetbalken. Wir nannten sie Hannibal, weil wir dachten, unser Zusammenleben würde einfacher, wenn sie einen Namen hat. Wurde es nicht. Erst als wir am 2. Tag feststellten, dass Hannibal sich nicht bewegte und wahrscheinlich tot war, konnten wir uns ein wenig entspannen.
Es hat Klick gemacht: Sprachen in Namibia
Während unseres Urlaubs verständigten wir uns fast ausschließlich auf Englisch. Das hat super funktioniert. Nur bedankt haben wir uns auf Afrikaans, mit einem ‚Dankie‘. So sehr Africaans auch dem Niederländischen ähnelt, meine marginalen Sprachkenntnisse konnte ich nicht wirklich anwenden. Zwar konnte ich ein wenig verstehen, doch sprachen sie erstens oft zu schnell und zweitens war mein Wortschatz einfach noch zu gering. Trotzdem hat es Spaß gemacht, zu lauschen und zu versuchen, das Gespräch zu verstehen.
Bevor ich nach Namibia flog, hatte ich gehofft, einmal Klicksprachen zu hören. Meine Sorge war unbegründet. Die Klicksprachen sind tatsächlich noch weiter verbreitet, als ich vermutet hatte. Am Ende habe ich sie so oft gehört, dass ich fast mitklicken konnte ;-). Im Museumsdorf habe ich mal eine kurze Sequenz gefilmt. Das seltsame Geräusch, das ihr hört, kommt tatsächlich aus dem Mund der Frau. Nachahmen zwecklos :-).
Fazit unseres Urlaubs in Namibia
Namibia ist beeindruckend. Vor allem die Landschaft hat ihren Reiz, angefangen von den Dünen der Namibwüste über die wilde Meeresküste bis hin zu den unendlichen Weiten der Buschsavanne. Die Tierwelt ist mal mehr mal weniger schön – je nach Anzahl der Beine ;-). Es war ein Erlebnis, einen Blick ins teilweise noch ursprüngliche Afrika zu werfen, auch wenn es durchaus noch seine Schattenseiten hat. Sagen wir es mal so: Wir wollten Abenteuer, wir bekamen Abenteuer :-).
2 Kommentare
Es ist echt klasse die toll geschriebenen Reiseberichte zu lesen und die schönen Fotos anzuschauen! Gerade bei den Beiträgen über Namibia fühlt es sich an, als wäre ich selbst dabei gewesen 😉 Ganz liebe Grüße aus Bayern, Sonja
Danke :-). Freut mich sehr, dass dir die Artikel gefallen. Wir denken noch viel an den Urlaub in Namibia. Zwei Fotos haben wir uns sogar auf Leinwand drucken lassen. Es war eine tolle & aufregende Zeit! Liebe Grüße aus dem Ruhrpott zurück