Es gibt Gewürze, deren Namen habe ich schon hundert Mal gehört. Trotzdem weiß ich nicht, wie sie schmecken. Kerbel ist so ein Gewürz für mich. Oder Majoran. Seit Sonntag kenne ich nun ein Gewürz mehr. Und den Geschmack werde ich nie wieder vergessen. Hier die ganze Geschichte …
Verlängertes Wochenende in Fürnitz
Letztes Wochenende war Tag der Deutschen Einheit. An einem Montag! Wie praktisch, denn das bedeutete langes Wochenende. Und weil ich rein zufällig am Freitag frei hatte, nutzten wir die Gunst der Stunde und fuhren zu unseren Freunden nach Österreich. Genauer gesagt ins wunderschön grüne und bergige Fürnitz in Kärnten. Das Schöne an Fürnitz: Es liegt inmitten eines 3-Länderecks, bestehend aus Österreich, Italien und Slowenien. Da wir beim letzten Besuch bereits einen Abstecher nach Italien gemacht hatten, war nun Slowenien an der Reihe. Das kleine Nachbarland liegt nur wenige Autominuten entfernt, genau auf der anderen Seite der Berge. Wir wollten allerdings ein wenig weiter ins Landesinnere. Unser Ziel war die Hauptstadt Ljubljana.
Mädelsausflug nach Ljubljana
Und so saßen wir Sonntagmittag geschniegelt und gestriegelt im Auto. Sandra, unsere Freundin und ich, Mann und Kind hatten wir zu Hause gelassen. Mädelsausflug also! Los ging´s. Immer höher und höher fuhren wir den steilen und kurvigen Wurzenpass hinauf – immerhin mussten wir ja auf die andere Seite des Berges. Unsere Fahrt dauerte genau fünf Minuten, dann legten wir den ersten, unfreiwilligen Stopp ein. Es war so nebelig, dass wir kaum die Hand vor Augen sehen konnten. „Fahr rechts ran“, meinte Sandra. „Du musst die Nebelscheinwerfer und die Nebelschlussleuchte anmachen“. Tja, leichter gesagt, als getan. Woher soll ich wissen, wie die angehen, immerhin haben wir das Auto doch erst 2,5 Jahre ;-). Zum Glück ist die Anzahl der Knöpfe im Auto beschränkt und bald waren die richtigen gefunden. Weiter ging´s. Kurz darauf erreichten wir auch schon die Grenze, wo sich jedoch niemand für uns interessierte. Aufregend, so auf der anderen Seite des Berges angekommen zu sein. Zwar sehen die Häuser hinter dem Berg nicht viel anders als aus als die vor dem Berg, aber alleine die fremde Sprache auf den Verkehrsschildern und dem Werbetafeln löste ein Gefühl von Euphorie und Abenteuer aus. Selbst der stetige Dauernieselregen legte netterweise eine kurze Pause ein.
Je näher wir Ljubljana kamen, umso höher und größer wurden die Gebäude. Die Vorstadtgebiete erinnerten uns ein wenig an typische Plattenbauten. Damit allerdings keine falsche Vorstellung aufkommt: Die Häuser sind zwar größer als auf dem Land, aber noch weit entfernt von riesig. Immerhin ist Ljubljana auch keine Weltmetropole. Mit knapp 290.000 Einwohnern ist sie für eine Hauptstadt sogar relativ klein.
Nach rund einer Stunde Fahrt erreichten wir unser Ziel: die Altstadt von Ljubljana. Und wir müssen sagen, sie ist wirklich schön. Durch das denkmalgeschützte Stadtgebiet schlängelt sich der Fluss Ljubljanica, an dem entlang sich ein Café ans nächste reiht. Schade nur, dass das Wetter nicht richtig mitgespielt hat. Sonst hätten wir uns liebend gerne auf eine der zahlreichen Terrassen gesetzt.
Ein wenig abseits der schicken Altstadt stießen wir auf ein eher alternatives Viertel. Graffitis lösten sich mit Schmierereien ab, Erotikshops mit eingeschlagenen Fensterscheiben. Angeblich ein Szeneviertel mit Potential. Nun gut, wer´s mag …
Essen in Slowenien
Wie wir so durch die Stadt schlenderten – Schirm auf, Schirm zu – dauerte es natürlich nicht lange und es stellte sich ein kleines Hüngerchen ein. Doch wohin? Einige der Lokale waren voll, einige zu teuer und auf Burger und Pizza hatten wir keine Lust. Wir wollten gerne etwas typisch Slowenisches probieren. Und so studierten wir weiter ausgiebig Speisekarten, bis wir endlich das geeignete Lokal gefunden hatten. Wisst ihr, was anscheinend typisch slowenisch ist? Froschschenkel! Neben Wild und roten Würsten standen tatsächlich die Beine unserer quakenden Mitbewohner auf fast jeder Karte! Irgendwie hatten wir darauf jedoch nicht richtig Appetit. Und so bestellten wir stattdessen Jelenov golaž (Rehgulasch), Rezanci z bučkami in piščancem (Nudeln mit Hähnchenfleisch) und Ocvrt krompir (Pommes).
Lecker, aber irgendwie nichts Besonderes. Ganz anders war es beim Nachtisch. Hier entdeckten wir tatsächlich etwas, dass unsere Geschmacksnerven völlig aus dem Gleichgewicht brachte: Ljubljanske skutne palačinke – Palatschinken nach Ljubljana-Art. Wie konnten wir eine Speise mit einem solchen Namen nicht probieren? Also bestellten wir und warteten gespannt, was da wohl kommen mag. Wenige Minuten später wurde unsere Neugier befriedigt. Erstaunt betrachteten wir den riesigen Palatschinken, der mit einer weiß-grünen Masse gefüllt war. War der Palatschinken etwa herzhaft? Aber obendrauf war doch Puderzucker, oder? Das Grüne sah aus wie Spinat. Oder Bärlauch. War es aber nicht. Denn als wir probierten, war es tatsächlich süß. Dennoch kamen wir nicht darauf, was es sein könnte. Wir probierten und probierten, aber hatten keine Ahnung, was wir da eigentlich aßen. Es schmeckte wirklich lecker, aber gleichzeitig seltsam und ungewohnt. Also fragten wir die Bedienung. Die kannte zwar den englischen Namen nicht, bot uns aber freundlicherweise an, es zu googlen. Und so kam sie wenige Minuten freudestrahlend wieder. Und verkündete: Estragon. Also darauf wären wir im Leben nicht gekommen!
Fazit: Wenn ihr einmal in der Nähe seid, solltet ihr unbedingt nach Ljubljana fahren. Es ist wirklich schön dort. Allerdings ist es eine kleine Stadt. Also eher etwas für einen Kurzbesuch – am besten bei schönem Wetter.
Unser Tipp für Globebummler: Vergesst nicht, den Palatschinken Ljubljana-Art zu probieren. Also auf ins Restauracija Mediterraneo, Ciril Metodov Trg 16, 1000 Ljubljana, http://www.mediterraneo.si. Einer reicht allerdings als Nachtisch. Wir haben zu dritt davon gegessen und hatten trotzdem noch so viel übrig, dass wir uns den Rest einpacken ließen. Und das für gerade einmal 4,50 Euro.