Venedig, da wollte ich schon immer einmal hin. Am Canal Grande entlangschlendern, Tauben auf dem Markusplatz füttern und Gondoliere bei der Arbeit beobachten – genau so hatte ich mir meinen Besuch in Venedig immer vorgestellt. Doch wer hätte gedacht, dass dieser Traum gerade im Corona-Jahr 2020 wahr wird. Zumindest fast …
Von Kärnten nach Venedig
2020 war ein konfuses Jahr. Lockdown, Einreiseverbote, anschließende Quarantäne: Fast alle unsere Urlaubspläne wurden – zu Recht natürlich – durcheinander gewirbelt. Nur ein Plan ging tatsächlich auf: Unsere Freunde in Kärnten besuchen. Es war September, die Zahlen so niedrig wie nie. Und wir alle dachten, das Schlimmste wäre überstanden. Und so wagten wir uns auch, von Villach in Kärnten einen Abstecher nach Vendig zu unternehmen.
Vorweg: Es war ein wunderschöner Tag in Italien. Dennoch war einiges ein wenig anders als erwartet. Hier einmal 5 Tatsachen, die uns ein wenig überrascht haben – mal positiv, mal negativ und nicht immer ganz ernst gemeint :-).
1. Es ist einfach, einen Parkplatz in Venedig zu finden.*
Nach zahllosen Tunneln, unendlich vielen Baustellen und mehreren teuren Mautstationen kamen wir nach knapp 3 Stunden Fahrt in der Lagunenstadt an. Unser Ziel: das Parkhaus Autorimessa Comunale (Santa Croce, 496, 30135 Venezia), das erste Parkhaus am Platz. Näher dran geht es mit dem Auto nicht. Und tatsächlich, wir haben Glück und bekommen direkt einen Parkplatz zugewiesen. Etwas eng, aber ok. Und für 26 € pro Tag – geht doch. Das war aber einfach. Wesentlich stressfreier als befürchtet!
Nun noch eben schnell die Toilette des Parkhauses nutzen und los geht´s. Dachten wir zumindest. Denn den Toilettenbesuch haben wir dann doch recht radikal abgekürzt. Das lag jedoch nicht unbedingt an dem Gestank, der uns entgegen schlug. Sondern vielmehr daran, dass die Toiletten nur aus Löchern im Boden bestanden. Ähm, ok. Dass es in Italien zum Teil noch solche Hocktoiletten gibt, hatten wir gekonnt verdrängt. Dann halten wir eben noch ein bisschen ein ;-). Zum Glück war die Rettung nah. Im nahegelegenen Hauptbahnhof gab es saubere WCs. Noch nie haben wir so gerne 2 Euro für den Toilettengang bezahlt.
*Wahrscheinlich lässt sich diese Aussage nicht pauschalisieren. Wir hatten wohl einfach Glück :-).

Unser erster Blick auf den Canal Grande

Unser letzter Blick auf den Canal Grande
2. Venedig ist klein und beschaulich.
Ganz schön leer in Venedig. Keine Kreuzfahrtschiffe, keine großen Reisegruppen und keine Touristen aus Übersee. Das machte sich natürlich bemerkbar. Was für die Flora und Fauna der Lagune sowie für uns (wegen des Abstands) super war, ist für die Venezianer natürlich eine kleine Katastrophe. Immerhin lebt die Stadt auch vom Tourismus. Wir haben versucht, wenigstens unseren kleinen Teil zur Wirtschaftsförderung beizutragen. Und so haben wir brav Souvenirs geshoppt, Pizza, Cannoli und Eis gegessen, im Supermarkt eingekauft und im Café etwas getrunken.
Im Ernst: Die Leere war fast schon bedrückend. Selbst auf dem sonst überfüllten Markusplatz war kaum jemand zu sehen. Nicht einmal Tauben. War wohl nichts mit Füttern ;-).

Nur eine Handvoll Touristen vorm Markusdom

Blick über den leeren Markusplatz

Nicht viel los vorm Dogenpalast

Leere Souvenirstände vor dem Markusdom und Dogenpalast

Gondoliere auf dem Weg zur Arbeit – hoffentlich findet er Kunden
3. Aperol Spritz trinken nicht nur die Touristen.
Dass in Venedig gerne mal ein Aperol Spritz getrunken wird, hatten wir bereits im Vorfeld gelesen. Kein Wunder, immerhin stammt der Aperitivo aus der Region Venetien. Wie verbreitet das Getränk aber tatsächlich ist, war uns nicht klar. Vor jedem Café, Restaurant und Kiosk stand eine Werbetafel für den Aperitivo. Sogar Aperol Spritz to go gab es an jeder Ecke. Da war es ja nahezu ein Muss, einen Aperol Spritz zu trinken. Schon bald gaben wir uns dem schier endlosen Angebot geschlagen.
Und so saßen wir bereits vor 12 Uhr mittags in einem Café, vor uns ein Aperol Spritz (natürlich grande) und genossen die Sonne sowie den Blick auf einen kleinen Kanal. Nur die Chips und die zwei belegten Mini-Brote haben wir nicht angefasst, die uns mit dem Aperitivo serviert wurden. Aus Dummheit. Weil wir dachten, es sei ein Touristenschnapper und wir müssten sie später teuer bezahlen. Manchmal sind wir doch etwas zu skeptisch …

Suchbild: Wo ist Sandra?

Gondoliere at work – direkt vor unserem Café

Zu einem Gläschen Aperol Spritz sagen wir doch nicht Nein 🙂
4. Brücken machen stramme Waden.
Bevor wir nach Venedig fuhren, waren wir in Kärnten wandern. Doch wer denkt, einen 2.166 Meter hohen Bergkamm zu erklimmen, sei anstrengend, der war noch nie in Venedig ;-). Selten haben wir einen so starken Muskelkater gehabt wie nach diesem einen Tag. Das kommt davon, wenn man ohne Stadtplan herumläuft und manche Wege doppelt und dreifach geht. Venedig ist aber auch ein kleines Labyrinth aus Gassen und Wegen. Da machte ein Stadtplan keinen Spaß. Und so ließen wir uns einfach treiben.
Doch es gibt halt nicht nur die Rialto- und die Seufzerbrücke, sondern unendlich viele Brücken mehr. Und die sind natürlich alle mit Stufen versehen. Und so ging es treppauf, treppab – den ganzen Tag lang. Fast schade, dass mein Schrittzähler nur Schritte, aber keine Stufen zählt :-). Schritte waren es übrigens 18.670 (knapp 13,5 km). Nicht schlecht für einen kleinen Städtetrip.
Übrigens: Laut Statista.de gibt es in Venedig „nur“ 400 Brücken. Damit liegt die Lagunenstadt noch weit hinter Hamburg, Wien, Amsterdam und Berlin. Aber ich glaube, Sandra und ich haben jede Brücke überquert ;-).

Die Seufzerbrücke

Und immer wieder Brücken in Venedig

Wo bin ich?

Blauer Himmel in Venedig

Die weltberühmte Rialtobrücke
5. Die Venezianer sind nett.
Im Vorfeld haben wir über die Venezianer tatsächlich ein wenig Negatives gehört. Sie seien arrogant und unfreundlich – zumindest im Vergleich zu vielen anderen Bewohnern Italiens. Aber was sollen wir sagen: Wir können es nicht bestätigen. Zu uns waren wirklich alle sehr freundlich. Was wieder bestätigt, dass nichts über das Sammeln eigener Erfahrungen geht. Andersherum können wir uns vorstellen, dass die Venezianer manchmal einfach genervt von den Touristenmassen sind, die die Lagunenstadt stürmen. In diesem Corona-Sommer waren sie hingegen erleichtert über jeden Besucher.
Unser Fazit zu Venedig
Venedig ist eine wunderschöne Stadt und wir waren froh, dort gewesen zu sein. Es war einer dieser besonderen Tage in 2020, an denen die Corona-Pandemie ganz weit weg erschien. Der Ausflug hatte fast etwas von Normalität, wären da nicht die fehlenden Touristenmassen und diese unglaubliche Ruhe gewesen. Ich glaube, so wie wir Venedig erlebt haben, hat es bislang kaum jemand. Ob dies jetzt gut oder schlecht ist, sei einmal dahin gestellt …

Hinterhof in Venedig

Kleiner Kanal in Venedig

Kleine Gasse in Venedig

Venezianische Masken