Wir sind gescheitert. Kläglich. Selbst nach fast 3 Tagen in Zürich verstehen wir oft nur Bahnhof, wenn sich die Schweizer untereinander unterhalten. Aber ganz ehrlich: Wüsstet ihr auf Anhieb, was ein Chuchichäschtli ist? Und was es bedeutet, wenn jemand zügelt?
In Zürich sind uns die Einheimischen klar im Vorteil: Sie verstehen uns – doch wir sie nicht. Es sei denn natürlich, sie sprechen uns direkt an. Dann holen sie ihr bestes Schriftdeutsch hervor. Ähm, Moment: Schriftdeutsch?
Sprachenwirrwarr de luxe
Unsere Schweizer Freundin hat uns über das Sprachenwirrwarr aufgeklärt. Ich versuche es einmal wiederzugeben: In der Deutschschweiz lernt jedes Schulkind Schriftdeutsch. Dieses ist gleichzusetzen mit unserem Hochdeutsch. Deshalb verstehen uns die Schweizer so gut und können uns auch entsprechend antworten. Untereinander reden sie jedoch ihre eigenen Schweizerdeutschen Dialekte. Davon gibt es so viele, dass sich die Schweizer selbst manchmal kaum verstehen. Wahrscheinlich ist das so, wie wenn ein Urbayer mit einem Ostfriesen schnackt ;-).
Wir haben auf jeden Fall viel Spaß beim „Sprachenlernen“ gehabt. Hier mal ein paar sprachliche Besonderheiten, die wir uns merken konnten (ohne Gewähr ;-)):
- Töff = Motorrad
- Car = Reisebus
- Tram = Straßenbahn
- Velo = Fahrrad
- zügeln, sie zügelt = umziehen, sie zieht um
- Chuchichäschtli = Küchenschrank
- Böög = Popel
- stossen = drücken (steht auf Türen)
- „li“ = die Endsilbe „li“ entspricht unserem „chen“ -> Rübli = Möhrchen
- „
ß“ = „ß“ gibt es nicht in der Schweiz, stattdessen wird „ss“ genutzt
Wer suchet, der findet – Geocaching
Und noch eins haben wir in der Schweiz gelernt: Das Geocaching süchtig macht :-). Kennt ihr Geocaching? Gehört haben wir davon schon vor Ewigkeiten, aber gemacht haben wir es gestern zum ersten Mal. Im Prinzip geht es darum: Jemand versteckt einen kleinen Gegenstand (Cache), und andere müssen ihn finden. Hinweise zum Ort des Verstecks bekommen Teilnehmer zum Beispiel durch das Lösen von Rätseln o. Ä. Die Lösungen ergeben Koordinaten, die den Zielort verraten.
Doch selbst, wenn die Koordinaten vorliegen, muss der Cache erst einmal gefunden werden. Denn dieser ist oft richtig gut getarnt. Erstens, weil so das Suchen mehr Spaß macht. Und zweitens, damit er nicht von anderen Personen – sogenannten Muggles – entfernt wird.
Verrückte an der Zürcher Oper gesichtet
Bei uns war der Gegenstand gestern so gut getarnt, dass wir zu dritt fast eine Dreiviertelstunde um die Oper herumgeschlichen sind. Leute, die uns dabei gesehen haben, mussten auch denken, wir haben sie nicht mehr alle. Es war bestimmt ein Bild für die Götter, wie wir an Gittern und Steinen gewackelt haben und gebückt die ganze Fassade entlanggelaufen sind. Gut, dass wir den Cache letztendlich gefunden haben. Sonst würden wir wahrscheinlich jetzt noch suchen oder wären von der Kantonspolizei wegen auffälligen Verhaltens verhaftet worden ;-).
Der gefundene Gegenstand war ein kleines Plastikröhrchen, das mit Klett hinter einem Gitter befestigt war. In dem Röhrchen befand sich ein Papier – eine Art Logbuch, auf dem sich die Mitspieler mit ihrem Kürzel eintragen. Und weiter geht´s zum nächsten Cache. Also uns hat es definitiv Spaß gemacht. Mal schauen, ob wir in Essen auch auf die Jagd gehen :-).
Schon wieder zurück
Mittlerweile sind wir wieder zurück. Es war echt ein schönes Wochenende, an dem wir viel erlebt haben. Das Gute an einem Kurztrip nach Zürich: Der Hinflug dauerte gerade einmal 50 Minuten – und das obwohl eine Frau am Steuer saß ;-). Zurück waren es auch nur 10 Minuten mehr. Kaum waren wir oben, ging es auch schon wieder hinunter. Flugtechnisch gesehen ist es also ziemlich entspannt. Und da Zürich für eine Großstadt relativ klein ist, reichen bereits wenige Tage, um viel von der Stadt zu sehen.
3 Kommentare
… wieder mal sehr schön geschrieben – freue mich auf mehr!
:*
Hey Julia sehr toll geschrieben!! Hat mir grossen Spass gemacht, ihr könnt jederzeit gerne wieder einmal einen Sprachkurs buchen bei einem Znüni oder Zvieri! 😀 😀
Und hier findet ihr alles zum Böög: https://www.sechselaeuten.ch/
Liebe Grüsse Simone